Risikolebensversicherung trotz früheren Suizidversuch: Betroffene werden häufig stigmatisiert
Suizid gilt in der Gesellschaft als Tabuthema, über welches viele Vorurteile existieren. Doch Selbstmord wird häufiger begangen, als man denkt, da jährlich mehr Menschen in Deutschland an Suizid sterben als an Verkehrsunfällen, Drogen und Aids zusammen. Es nimmt sich alle 57 Minuten ein Mensch in Deutschland das Leben und ungefähr alle 5 Minuten geschieht einen Suizidversuch. Gründe hierfür können sehr verschieden sein, und suizidales Verhalten beginnt bereits bei Gedanken über Selbstmord oder Selbstverletzung, weshalb es wichtig ist, betroffenen Personen frühzeitig Hilfe anzubieten. In den letzten Jahren konnte dank der Präventionsarbeit die Zahl der Selbstmorde in Deutschland deutlich gesenkt werden.

Quelle: Statistisches Bundesamt 2021
Risikolebensversicherung und Suizid?
Ein vorausgegangener Suizidversuch stellt in den allermeisten Fällen eine Hürde bei der Antragstellung einer Risikolebensversicherung dar. Insbesondere aufgrund der erhöhten Wahrscheinlichkeit, erneut einen Selbstmordversuch zu begehen, wird das Risiko für die Versicherer als besonders hoch eingeschätzt. In unseren Erfahrungsberichten schildern wir Beispiele anhand unserer Kunden, wie es trotz Vorerkrankungen dennoch möglich ist, eine Risikolebensversicherung erfolgreich abzuschließen.
Allgemeines und Zahlen zu Suizid
Bei suizidalem Verhalten werden zwischen passiven und aktiven Suizidgedanken unterschieden. Wenn man Gedanken hat, die davon handeln, sterben zu wollen, ohne das eigene Leben aktiv zu beenden, spricht man von passiven Suizidgedanken. Auch wenn Menschen mit passiven Suizidgedanken nicht über einen konkreten Selbstmordversuch nachdenken, ist es wichtig, diese Gedanken ernst zu nehmen, da sich anderenfalls aktive Suizidgedanken aus ihnen entwickeln könnten. Bei aktiven Suizidgedanken werden die Pläne konkretisiert und Details ausgearbeitet, was zu einer Erhöhung des Risikos führt, den Selbstmord in die Tat umzusetzen.
2020 starben in Deutschland insgesamt 9.206 Menschen durch Suizid. Darunter wurden knapp 75% aller Suizide von Männern begangen, obwohl Frauen häufiger versuchen, sich das Leben zu nehmen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Männer tödlichere Methoden anwenden als Frauen. Die jährliche Anzahl der Suizidversuche in Deutschland wird auf mindestens 100.000 geschätzt. Ungefähr jeder dritte Betroffene begeht nach dem ersten Selbstmordversuch einen weiteren und davon stirbt jeder Zehnte an Suizid.

Quelle: Statistisches Bundesamt 2021
Suizidversuche: Ursachen und Risikofaktoren
Die Auslöser für suizidales Verhalten können sehr unterschiedlich sein. Traumatische Ereignisse im Leben wie z. B. der Verlust wichtiger Bezugspersonen oder des Arbeitsplatzes, Mobbing oder schwere Erkrankungen sind einige von vielen Beispielen.
Treten diese Ereignisse gemeinsam mit bestimmten Risikofaktoren auf, steigt die Gefahr, Suizidgedanken zu entwickeln. Eine besonders große Rolle spielen hierbei psychische Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen, Schizophrenie oder bipolare Störungen. Weitere Faktoren sind z. B. Drogen- oder Medikamentenabhängigkeit, Impulsivität oder eine Tendenz zu Aggression und das Fehlen von sozialer Unterstützung.
Wie äußern sich Suizidgedanken?
Handelt es sich um einen impulsiven Suizidversuch, ist dieser keine lange Zeit im Voraus geplant worden. In der Regel wird ein impulsiver Suizidversuch durch eine akute Krise ausgelöst, weswegen es schwierig ist, diesen zu verhindern, da weniger Zeit zur Verfügung steht, um Warnsignale zu erkennen.
Bei einem geplanten Suizidversuch werden in der Regel vorher Warnzeichen und Hilferufe in Form von auffälligem Verhalten geäußert. Aus diesem Grund ist es wahrscheinlicher, dass das suizidale Verhalten vom Umfeld wahrgenommen und darauf reagiert wird.
Auffällige Anzeichen, die auf einen geplanten Suizidversuch hinweisen können, sind beispielsweise die Äußerungen von Suizidgedanken, das Sammeln von Tabletten, die Besorgung einer Waffe und das Verfassen von Abschiedsbriefen. Des Weiteren sind viele Symptome psychischer Erkrankungen auch ein Hinweis darauf, dass ein Mensch suizidal sein könnte. Dazu zählen unter anderem Niedergeschlagenheit, das Zurückziehen aus dem sozialen Umfeld oder Drogen- und Alkoholmissbrauch.
Prävention und Behandlungsmöglichkeiten für Suizidgefährdete
Eine weitverbreitete, aber falsche Annahme ist, dass Menschen, die von Selbstmord sprechen, ihn in Wirklichkeit nicht begehen würden. Doch die Realität zeigt, dass vor dem Suizidversuch Gedanken diesbezüglich im sozialen Umfeld geäußert wurden. Ein weiterer Irrglaube ist, dass Menschen, die entschlossen sind, ihr Leben zu nehmen, von ihrem Vorhaben nicht mehr abzubringen seien.
Vielen betroffenen Menschen fällt es schwer, aufgrund der Stigmatisierung über ihre Suizidgedanken zu reden, sei es beim Arzt oder im sozialen Umfeld. Oft ist es die Angst, nicht ernst genommen zu werden, soziale Kontakte zu verlieren oder in Zwangsbehandlungen zu geraten.
Suizidprävention ist zu einem großen Teil eine gesellschaftliche Aufgabe, bei der verschiedene Mittel zum Einsatz kommen. Darunter fällt die Einschränkung der Verfügbarkeit von Waffen, Medikamenten und Chemikalien, aber auch die Absicherung von Bauwerken. Weitere wichtige Faktoren sind die Verfügbarkeit von Behandlungsangeboten, die Fortbildung in medizinischen Berufen, die Früherkennung von psychischen Erkrankungen und auch ein gesellschaftliches Klima, in dem das Thema Suizid ernst genommen wird.
Risikolebensversicherung bei Suizid
Ein vorausgegangener Suizidversuch ist ein Grund für viele Versicherungsunternehmen, einen Antrag für eine Risikolebensversicherung abzulehnen. Dennoch gibt es Versicherer, die je nach Situation und Zustand des Interessenten einen Abschluss in Erwägung ziehen.
Im Rahmen der Antragsstellung wird eine Gesundheitsprüfung gefordert, um das Risiko des Antragstellers einschätzen zu können. Beim Ausfüllen von Fragebögen zur psychischen Gesundheit muss angegeben werden, ob ein Suizidversuch stattgefunden hat und ob dieser im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen stand. Weitere Informationen wie die Häufigkeit der Versuche und der Zeitpunkt sind ebenfalls relevant. Zudem spielt auch der Drogen- und Alkoholkonsum eine Rolle bei der Risikoprüfung.
Selbsttötungsklausel als Hindernis?
Nach einem erfolgreichen Vertragsabschluss zahlt trotz der Selbsttötungsklausel (die in den ersten 2 oder 3 Jahren einen Versicherungsschutz bei Suizid ausschließt) die Risikolebensversicherung auch bei Suizid nach Ablauf der Wartezeit (in der Regel 2 oder 3 Jahre). Der Versicherungsschutz wird auch geleistet, wenn der Selbstmord der versicherten Person aufgrund einer fehlenden freien Willensbestimmung geschehen ist.
Viele Menschen, welche einen Selbstmordversuch überlebt und an einer Risikolebensversicherung interessiert sind, denken zunächst, dass ein Abschluss in keinem Fall möglich sei. Doch da es oftmals bei den Risiken für Versicherer auf die Härte des Falles ankommt, besteht die Möglichkeit, selbst bei einem vorausgegangenen Suizidversuch eine Risikolebensversicherung zu finden. Wir haben uns auf schwierige Fälle fokussiert und konnten deshalb aufgrund unserer Spezialisierung bereits vielen unserer Mandanten helfen, eine Risikolebensversicherung zu vermitteln, die auf ihre individuelle Lage abgestimmt war.
Sie benötigen Unterstützung bei der Suche nach einer Risikolebensversicherung? Dann wenden Sie sich gerne kostenlos und unverbindlich an uns über das Kontaktformular auf unserer Webseite!