Risikolebensversicherung bei Psychosen

Unter dem Begriff „Psychosen“ werden schwere psychische Erkrankungen eingeordnet, bei denen Betroffene eine massiv gestörte Beziehung zu ihrer Umwelt erleben. Es bezeichnet einen Komplex von Symptomen, der Angstzustände, depressive Stimmung, „Ich-Störungen“, starke Erregungszustände und insbesondere Halluzinationen und Wahnvorstellungen umfasst.

Die bekannteste und häufigste Form der Psychose ist die Schizophrenie. Sie ist charakterisiert durch eine grundlegende Störung des Denkens und der Wahrnehmung, sowie durch eine flache oder unpassende Affektivität. Die durch Andere wahrnehmbaren Emotionen des Betroffenen, wirken also oft übertrieben, sind der jeweiligen Situation nicht angemessen oder fehlen komplett.

Risikolebensversicherung trotz Psychosen?

Liegt bei der zu versichernden Person eine psychiatrische Vorerkrankung vor, ist der erfolgreiche Abschluss einer Risikolebensversicherung nicht selbstverständlich. Psychosen gelten als schwere psychiatrische Erkrankungen und oft ist trotz Medikation und Therapie nur eine Kontrolle oder Milderung der Symptomatik zu erwarten. Deshalb müssen Interessenten seitens der Versicherungsunternehmen mit einer genauen Risikoprüfung rechnen. Mit einer professionellen Vorgangsweise ist eine Versicherung jedoch trotz einer Psychose oder eines erhöhten Erkrankungsrisikos möglich.

Psychosen: Allgemeine Kennzahlen

Psychosen treten bei Männern und Frauen zu gleichen Teilen auf. Meistens manifestieren sich Psychosen zwischen der Pubertät und dem 35. Lebensjahr. Weltweit erkranken ca. 3-4% der Bevölkerung im Laufe des Lebens an einer Psychose, jedoch liegt darunter nicht immer eine unheilbare psychische Störung.

Die häufigste Form der Psychose ist die Schizophrenie. Weltweit ist 1% der Menschen davon betroffen. Zwillingsstudien belegen, dass bei zweieiigen Zwillingen das Risiko für eine Erkrankung beider Kinder zwischen 6 und 28% liegt, bei eineiigen Zwillingen steigt dieses auf 31 bis 78%. Dies spricht für den wichtigen Stellenwert der Genetik bei psychotischen Erkrankungen. Außerdem steigt mit dem erhöhten Konsum von Cannabis das Risiko, an einer Psychose zu erkranken.

Ursachen von Psychosen

Man unterscheidet prinzipiell zwischen exogenen und endogenen Psychosen, wobei erstere durch nachvollziehbare körperliche Erkrankungen wie Alkohol- und Drogenmissbrauch, Epilepsie, Demenz oder gar Infektionen, wie Hirnhautentzündungen, hervorgerufen werden. Diese verschwinden meist mit der Beseitigung der organischen Ursache.

Die endogenen oder primären Psychosen entstehen aus einem Zusammenspiel von genetischen, psychischen und sozialen Faktoren. Heute beschreibt man unter endogenen Psychosen vor allem verschiedene Formen der Schizophrenie, wie die paranoide Schizophrenie, die Hebephrene Schizophrenie oder die Katatone Schizophrenie.

Bei allen Schizophrenien spielt eine genetische Vorbelastung eine gewisse Rolle. Es besteht also schon der Konstitution nach, eine gewisse Intoleranz gegenüber psychosozialen oder körperlichen Belastungsfaktoren. Die besondere Verletzlichkeit und Empfindsamkeit spielt für die Aufrechterhaltung der Störung wohl eine besondere Rolle.

Aus psychobiologischer Sicht ist die sogenannte Dopaminhypothese nach wie vor aktuell und konnte auch in mehreren neueren, experimentellen Studien bestätigt werden. Diese geht von einer Überaktivität oder Überempfindlichkeit des dopaminergen Neuronen, vor allem im emotionsverarbeitenden limbischen System aus. Aufgrund dieser Überaktivierung und einer unzureichenden Regulierung von Seiten der steuernden Einheiten des sogenannten präfrontalen Kortex, kommt es zu ungewöhnlichen Bedeutungszuschreibungen und oft zur Ausbildung eines Wahns. Auch die ausufernden emotionalen Zustände können dadurch teilweise erklärt werden.

Trotz dieser auf die biologische Konstitution und Genetik zurückzuführenden Sensibilität bestimmter Regionen der emotionsverarbeitenden Bereiche des Gehirns, geht man von einer komplexen Entwicklung der Erkrankung aus. So weiß man, dass die ersten schizophrenen Psychosen vor allem in Umbruchsituationen auftreten, beispielsweise beim Auszug von jungen Erwachsenen aus dem Elternhaus oder bei Beziehungsabbrüchen. Ein negatives emotionales Klima, widersprüchliche Kommunikationsformen und rigide Weltbilder in der Familie, wie wechselhafte Beziehungen im nahen Umfeld werden von PsychologInnen vielfach als potentielle Risiko- und Auslösefaktoren beschrieben.

Symptome und Diagnostik von Psychosen

Heutzutage sollte eine Abklärung von organischen Ursachen beim Verdacht auf eine Psychose der erste Schritt in der ärztlichen Diagnostik sein. Deshalb werden zur Abklärung von neurologischen Ursachen (Tumore, Infektionen,…) bildgebende Verfahren wie ein MRT und Laboruntersuchungen (Blutwerte) erhoben. Erst wenn eine organische Ursache der psychotischen Symptome ausgeschlossen ist, kann von einer primären Psychose gesprochen werden. Diese Hypothese wird durch die ärztliche Anamnese und teilweise durch (neuro-)psychologische Tests weiter untermauert und verfeinert.

Das Krankheitsbild von schizophrenen Psychosen ist vielfältig. Besonders hervorstechend sind Störungen des Denkens und der Wahrnehmung. So kommt es oft zu einem eigentümlichen Sprechen mit Wortneuschöpfungen oder zu Abbrüchen mitten im Wort oder Satz. Auf der Ebene der Wahrnehmung werden Details, die für das Umfeld unwichtig sind, mit überstarken Bedeutungen aufgeladen.

Besonders im Fall der paranoiden Schizophrenie besteht das Gefühl durch das Umfeld oder fremde, dubiose Mächte in Sprechen, Denken und Handlung beeinflusst zu werden. Zu den häufigsten Halluzinationen zählt das Hören von Stimmen – oft kommentieren diese die Handlungen des Betroffenen. Bei der sogenannten hebephrenen Schizophrenie stehen vor allem die affektiven Veränderungen im Vordergrund und Wahnvorstellungen eher selten auftreten. Die Stimmung der Betroffenen ist der sozialen Situation nicht angepasst, die Emotion verflacht und die Sprache zerfahren. Die katatone Schizophrenie äußert sich vor allem durch die im Vordergrund stehenden psychomotorischen Störungen. Es ist ein Wechsel von starker Erregung und stillen Stupor zu beobachten, die Körperhaltung ist gerne stereotyp und ungewöhnlich.

Behandlung von Psychosen

Bei organisch bedingten, exogenen Psychosen verschwindet die Symptomatik im Normalfall mit der Beseitigung der organischen Ursache, beispielsweise einer Infektion oder schweren Stoffwechselstörung. Auch ein Absetzen von Alkohol oder Drogen kann zum Ausbleiben der Symptomatik führen.

Bei der Behandlung von schizophrenen Psychosen setzt man heutzutage vor allem auf eine Kombination aus Psychopharmaka und begleitender Therapie. Insbesondere werden Neuroleptika eingesetzt, welche eben in die oben beschriebenen dopaminergen Prozesse des Gehirns eingreifen und besonders die Überaktivierung im emotionsverarbeitenden, limbischen System abschwächen. Wahn und Halluzinationen können so unterdrückt werden, bei mehrfachen psychotischen Episoden ist eine dauerhafte Medikation die Regel.

Risikolebensversicherung bei Psychosen

Da die Ursachen für Psychosen und deren Verlauf höchst unterschiedlich ausfallen, sind auch die Vorgangsweise beim Abschluss von Risikolebensversicherungen und die Chance auf eine Versicherung bei Vorliegen einer Psychose in der Vorgeschichte sehr individuell zu betrachten.

Gesundheitsprüfung

Für die Versicherer ist im Rahmen der üblichen Gesundheitsprüfung insbesondere die psychiatrische Vorgeschichte von Interesse, beispielsweise ob ein stationärer Aufenthalt in einer Psychiatrie angezeigt war und wie lange dieser gedauert hat. Außerdem bestehen Fragen zur Medikation und dem Anschlagen derselben.

Um für betroffene Interessenten das bestmögliche Angebot für eine Risikolebensversicherung einzuholen, stellen wir für Sie anonymisierte Anfragen bei unterschiedlichen Unternehmen. So können Sie nicht schon vorher von einer Versicherung ausgeschlossen werden. Sie können außerdem von unserem Erfahrungsschatz mit komplexen Fällen profitieren und sich in unseren Erfahrungsberichten ein Bild von unserer Vorgangsweise bei Psychose-Erkrankten machen.